Gute Website-Texte für das digitale Aushängeschild

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Sechs Erkenntnisse zum Thema „Texten für das WWW“

von Michaela Summer

Bildquelle: Pixabay

Hätte mir vor gut zehn Jahren auf der Journalisten­akademie jemand erzählt, dass ich mal einen beträchtlichen Anteil meines Lebensunterhaltes mit dem Texten für das World Wide Web verdienen würde, hätte ich sicher nur ungläubig den Kopf geschüttelt und mein Notizheftchen wieder eingepackt. Doch heute laufen die Dinge anders und es gibt kaum mehr ein Unternehmen, das nicht auf einen ausgereiften Online-Auftritt setzt.

Deshalb habe ich meine Unterlagen von damals herausgekramt und das Erlernte auf Internettauglichkeit untersucht. 1Es war schön, sich mal wieder in die Grundlagen zu vertiefen, die uns der großartige Hans-Joachim Schlüter an der Oberösterreichischen Journalistenakademie so wundervoll beigebracht hat. Ich habe immer noch den höchsten Respekt vor seiner Arbeit! Wenn jemand weiß, was aus dieser Koryphäe des Journalismus und der Journalistenausbildung geworden ist, möge er mich bitte kontaktieren – ich konnte leider nichts dazu herausfinden! Siehe da: Die Regeln des Schreibens sind die gleichen, ob nun ein journalistischer Artikel oder ein Website-Text. Hier präsentiere ich meine Top Sechs-Erkenntnisse und Erfahrungen für das Schreiben von Website-Texten:

  • 1. Das Layout ist wichtig, der Text aber auch!

Viele Unternehmen machen sich heutzutage schrecklich viele Gedanken um das Design ihrer Website. Die richtigen Farben, die stimmige Schriftart, möglichst viel Tamtam auf der multimedialen Ebene. Was dabei oft in den Hintergrund rückt, ist der Text. Den wird die beauftragte Werbeagentur schon mitliefern.

Das sehe ich als Texterin naturgemäß etwas anders. Als gelernte Journalistin weiß ich zwar, dass das Layout wichtig ist, um die Blicke der Leserinnen und Leser zu lenken. Aber ich werde nie verstehen, warum Menschen auf die Idee kommen, der Inhalt der Website sei vernachlässigbar, wenn nur das Design stimmt. Blödsinn! Natürlich „isst“ das Auge mit, aber ohne Zutaten gibt es erst gar kein Gericht. Oder anders formuliert: Wer seine Leistungen schmackhaft machen möchte, sollte mehr zu bieten haben als eine hübsche Verpackung.

  • 2. Information ist das Ziel

Wer auf eine Website kommt, sucht oder erwartet sich etwas. Ich habe immer noch meinen Lektor für Radio-Journalismus an der Universität vor Augen, der mit allen nur erdenklichen gymnastischen Verrenkungen seinen Worten Ausdruck verlieh, wenn er durch den Hörsaal schrie: „Du musst deine Hörerinnen und Hörer da abholen, wo sie gerade stehen! Nimm sie bei der Hand und führ‘ sie!“ 2 Lieber Manfred Baumann, danke, dass du uns so einprägsam Wissen vermittelt hast. Ich freue mich, dass deine Methoden bei dir auch beim Bücher-Schreiben so gut aufgehen – und fühle mich beim Lesen stets an der Hand genommen und durch die Geschichte geführt 😉!

In diesem Sinne: Holen Sie in Ihren Website-Texten Ihre Gäste da ab, wo sie gerade stehen: bei der Suche nach einem Produkt, einer Leistung – vor allem einer Information. Das setzt natürlich voraus, dass ich weiß, wer sich da auf meiner Website tummelt und warum. Google Analytics ist eine große Hilfe, aber auch das gute alte Gespräch mit (potenziellen) Nutzerinnen und Nutzern.

  • 3. Recherche ist wichtiger denn je

Wer glaubt, mit ein paar leeren Worthülsen, aufgeblasen durch Phrasen, Füllwörter und viel Wischiwaschi sei es getan, wird nicht besonders glücklich mit seiner Website sein. Ein guter Website-Text muss informieren – und dazu braucht es richtige Recherche eines Profis.

Das Internet ist weltweit zugänglich: Nie war es leichter, falsche Informationen auffliegen zu lassen. Die Konkurrenz ist heutzutage nur einen Klick davon entfernt, den Homepage-Content als Fake-News zu entlarven. Natürlich soll jedes Unternehmen ins schönste Licht gerückt werden. Doch Vorsicht, wenn plötzlich das Licht nur noch blendet!

  • 4. Seriös? Natürlich!

Viele meiner Kundinnen und Kunden haben in Bezug auf die Beauftragung professioneller Website-Texte vor allem eine große Befürchtung: „Wir wollen aber schon noch seriös rüberkommen!“ Sie sind beunruhigt, dass berufsmäßiges Texten mit Marktschreierei einhergeht. Tut es nicht! Im Gegenteil: Das Schreiben einer puren Nachricht verlangt oft mehr handwerkliches Geschick und Erfahrung ab als eine stimmungsvolle Reportage.

So ist es auch bei Homepage-Texten: Hier braucht es Erfahrung und Handwerk. Schließlich sollen Informationen auf den Bildschirm gebracht werden – statt Floskeln, Geschwurbel und Wertungen. Und trotzdem muss bei einem Website-Text – entgegen der journalistischen Nachricht – auch noch ein bisschen Platz für Atmosphäre sein.

  •  5. Lebendig und dynamisch – so wie das Internet selbst

Die Zeiten, in denen eine Homepage eine statische Seite war, die dann über Jahre hinweg im immergleichen Gewand langweilte, sind vorbei. Heute muss die Website stets mit Neuigkeiten und interessanten Details gefüttert werden – nicht zuletzt, weil Suchmaschinen es „schätzen“, wenn immer neuer Content auf der Website erscheint. Aber auch der Mensch mag beim Lesen das Gefühl, aktuelle Informationen zu bekommen. Nichts ist so alt wie… Sie wissen schon!

Diese Dynamik funktioniert, wenn die Seite regelmäßig mit News-Texten und Blog-Artikeln gefüttert wird. Der nötige Stoff dafür findet sich immer. Hier kann man dann auch mit verschiedenen Nachrichtenformen spielen: Warum nicht mal ein Interview mit meiner Abteilungsleiterin schreiben? Oder eine Reportage aus der Produktionshalle? Ein Mitarbeiterporträt oder einen Kommentar der Geschäftsführung zur aktuellen Branchensituation? Das alles ist professionelles Schreiben und bringt Leben in die Seite – ganz seriös.

  •  6. Nicht zu viel voraussetzen – oder: „Wie erklär‘ ich’s meiner Oma?“

Viele Website-Texte verlieren sich im Fachchinesisch. Da wird mit vielen Adjektiven und Fachvokabeln lang und breit erklärt, was das Unternehmen kann. Seit neuestem auch noch vermeintlich mit SEO (Suchmaschinenoptimierung). Und wir verstehen beim Lesen nur Bahnhof. Mein ehemaliger Chef in der Redaktion hat mich immer wieder gefragt: „Würdest du das auch so deiner Oma erzählen?“

Alle sollten beim Lesen verstehen, was das Unternehmen eigentlich macht. Wir müssen Informationen in klarer – aber lebendiger – Sprache aufbereiten. Gut strukturiert, mit Zwischentitel versehen und mit Links zum Weiterlesen bestückt: So freut sich nicht nur der Website-Gast, sondern auch die Suchmaschine.

  •  Und zum Schluss noch ein kleiner Bonus-Tipp:

Viele glauben, im Internet regieren die Kurztexte. Dem ist nicht so! Auch in Blogs oder Websites dürfen durchaus lange Texte vorkommen. Wir haben uns ans Scrollen gewöhnt. Vielleicht lesen wir nicht den gesamten Text von oben bis unten durch, aber Leserverhaltensstudien zeigen, dass viele durchaus zwischendurch wieder irgendwo einsteigen. Zwischentitel erleichtern den Lesefluss. Wer was zu sagen hat, darf das ruhig auch in voller Länge tun. Sie haben’s ja auch bis hierher geschafft – und dieser Text ist wirklich lang 😊

Wollen Sie Ihre Website in Profi-Hände legen? Bei der Wortschneiderei sind Sie richtig!

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    Es war schön, sich mal wieder in die Grundlagen zu vertiefen, die uns der großartige Hans-Joachim Schlüter an der Oberösterreichischen Journalistenakademie so wundervoll beigebracht hat. Ich habe immer noch den höchsten Respekt vor seiner Arbeit! Wenn jemand weiß, was aus dieser Koryphäe des Journalismus und der Journalistenausbildung geworden ist, möge er mich bitte kontaktieren – ich konnte leider nichts dazu herausfinden!
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    Lieber Manfred Baumann, danke, dass du uns so einprägsam Wissen vermittelt hast. Ich freue mich, dass deine Methoden bei dir auch beim Bücher-Schreiben so gut aufgehen – und fühle mich beim Lesen stets an der Hand genommen und durch die Geschichte geführt 😉!